Über diesen Wagen….

Das damals als Mittelklassewagen konzipierte Fahrzeug verfügt über einen 1200ccm Benzinmotor mit einer Leistung von 60PS. Der Motor kann dank einer zusätzlichen von Hand verstellbaren Zündverstellung auch mit sehr niederoktanigen Kraftstoffen betrieben werden. Die Motorsteuerung erfolgt über eine Duplexsteuerkette. Gestartet werden kann der Motor wahlweise per Handanwerfkurbel oder normal per Anlasser. Gebremst wird vorne per Doppel-Kolbenscheibenbremsen und hinten mit regulären Trommelbremsen. Das alles jedoch ohne Bremskraftverstärker. Der Wagen verfügt über eine für die damalige Zeit sehr komfortable und fortschrittliche Aufhängung mit Schraubfedern an jedem Rad. Der Antrieb erfolgt über die hintere Starrachse mit vier Längslenkern und Panhardstab. Ebenfalls an Bord ist eine in der Karosserie vorgesehene Aufprallzone vorne sowie hinten, um bei einem Aufprall entstehende Kräfte abzufangen. Alles in allem ein für die Zeit Anfang der 70er Jahre auch nach damaligen westlichen Maßstäben recht komfortables und sicheres Reisefahrzeug mit dem man auch gut den Brennerpass in Richtung der Wurzeln des Wagens meistern konnte.

Der Innenraum des Shiguli ist gefühlt im Vergleich zu heutigen Fahrzeugen ähnlicher Baugröße unglaublich geräumig, groß, übersichtlich und bequem. Die wenigen Anzeigen hat man stets perfekt im Blick.

Das schönste am Shiguli ist in jedem Fall die Erscheinung. Das „kastenartige“ einfache und leicht wirkende Design in Verbindung mit einigen wenigen geraden Linien die sich von vorne bis hinten durchziehen und ein gefälliges Gesamtbild ergeben. Viele verchromte Blechteile sorgen zudem für eine zeitlos schöne Erscheinung, und runden den Gesamteindruck perfekt ab. Dazu kommt, dass einen nahezu alle Autos aus der Zeit durch die großen runden Scheinwerfer freundlich anblicken. Gerade dies wird bei Ausfahrten immer wieder honoriert.

Die Entstehung von AwtoWAS

Die Sowjetführung erkannte das Erfordernis ein günstiges, leicht zu bauendes und zuverlässiges Fahrzeug herzustellen dass das sich im wirtschaftlichen Aufschwung befindliche Volk der Sowjetstaaten in Zukunft mobilisieren sollte. In Italien fand man ein Fahrzeug das diesen Prämissen entsprechen konnte: Es war der FIAT 124 welcher bereits seit 1966 in Turin gebaut wurde.

Durch ein Lizenzabkommen zwischen FIAT und der Sowjetführung wurde es möglich den Wagen mit ca. 800 Anpassungen an die Erfordernisse sowjetischer Gegebenheiten als Lizenznachbau herzustellen. Hierfür wurde 1966 – 1969 auf einer Fläche von rund 500 Hektar das Werk AwtoWAS neben der Stadt Stawropol-Wolschskij gebaut. Bereits 1970 rollte das erste Einserchen vom Band. Nur 6 Jahre später im Jahre 1976 wurden pro Jahr rund 700.000 Fahrzeuge der Shiguli Baureihe 2101 (Limousine) sowie 2102 (Kombi) hergestellt und ausgeliefert.

Geschichtliches

Zu Beginn trat der damalige italienische Generalsekretär der PCI Palmiro Togliatti als Vermittler zwischen FIAT und der Sowjetführung bei der Gründung des Werkes und der späteren Zusammenarbeit sehr hilfreich in Erscheinung. Da die Machthaber der KPdSU jener Zeit eine Schwäche hatten Städte nach für sie bedeutenden Personen zu benennen, wurde zu Ehren Palmiro Togliatti daraufhin die Stadt Stawropol-Wolschskij im Jahr 1965 – ein Jahr nach seinem Tod in Toljatti (Тольятти) umbenannt, dessen Namen sie bis heute trägt.

Etwas Trivia rund um Lada

Als Ausgleich zur Hilfe beim Aufbau des Werkes sollte FIAT gem. den Lizenzvereinbarungen u.a. günstigen Stahl für die eigene Fahrzeugproduktion bekommen. Der leicht rostanfällige Stahl brachte FIAT später einige Probleme und den legendären Ruf für schnell rostende Autos. Auf sowjetischer Seite hatte man dieses Problem ebenfalls, versuchte dies jedoch pragmatisch durch Verwendung von generell dickeren Blechstärken im Fahrzeugbau zumindest hinauszuzögern.

Das Logo zeigt -symbolhaft- ein Segelboot vom Typ „Ladja“ mit welchem im Mittelalter der neben dem Werk liegende Fluss Wolga befahren werden konnte. Der Markenname „Lada“ ist das Ergebnis einer Leserumfrage eines Automagazins. Unter den Auswahlmöglichkeiten bekam „Lada“ den meisten Zuspruch. „Lada“ wurde daraufhin zuerst für den Export übernommen, später jedoch auch für das Inland.

Es werden heute noch noch original Verschleißteile für Fahrzeuge der Shiguli Baureihe durch AwtoWAS hergestellt und vertrieben. Zudem nutzt AwtoWAS auch bei neueren Fahrzeugen gerne noch Bauteile aus den Teilkatalogen der Anfangszeit. So ist es nicht außergewöhnlich dass sich in aktuellen Modellen Neuteile finden welche die Teilenummer 2101-…… tragen.

Das Ende der Shiguli Baureihe.

Der letzte Produktionsstandort für Fahrzeuge der Shiguli Baureihe 2107 lag im Jahr 2014 in Ägypten. Die Produktion auf der Linie stoppte nachdem diese Opfer eines Brandes wurde. Die Shiguli Baureihe mit ihren sieben Varianten begann im Jahr 1970 mit dem WAS2101 und endete nach 17 Millionen gebauten Fahrzeugen im Jahr 2014 in Ägypten mit dem WAS2107 – ein wahrer Weltenbummler!


…über mich

Alte Technik aus Ländern jenseits des früheren Eisernen Vorhangs fand ich immer schon höchst interessant. Das interessante daran ist z.B. der Grundgedanke zur Einfachheit und Reparierbarkeit dieser Fahrzeuge. Ein Moped der Marke SIMSON Suhl darf da im „Fuhrpark“ natürlich nicht fehlen!

Das Moped aus Bj. 1986 verfügt über einen 50qcm Zweitaktmotor. Die „Waffe“ nennt sich S51N da die Firma Simson eigentlich der „VEB Fahrzeug- und Jagdwaffenwerk Ernst Thälmann Suhl“ war.

Wobei das N in der Modellbezeichnung umgangssprachlich in der ehemaligen DDR für „Nichts“ stand, da dieses Grundmodell ab Werk weder über ein Zündschloss, Blinkanlage noch eine Fahrzeugbatterie nebst Ladeeinrichtung verfügt.

Geblinkt wird hier also per Handzeichen, und wenn der Motor aus ist wirds schnell recht dunkel in der Nacht… Eine Spezialität ist die Hupe, diese wird über Einwegbatterien (Babyzellen) mit Spannung versorgt und funktioniert solange die Batterien eben voll sind. Dadurch dass die Mopeds in der DDR 60km/h schnell sein durften, und dies beim Übergang in die BRD erhalten blieb lässt sich mit dem Moped auch heute noch sehr gut im Stadtverkehr mit schwimmen. Meine Simson habe ich komplett restauriert. Der Motor wurde gespalten und alles was verschlissen war wurde durch alte Neuteile ersetzt. Einzig die Patina der Olympiablau lackierten Teile ist unberührt.

Der Reiz ist für mich, die Gerätschaften nicht einfach „nur“ zu fahren, sondern das sich Technik in Form von Mechanik erleben lässt.

Zudem erweist sich „das alte Zeug“ immer wieder als höchst langlebig und einsatzfreudig – etwas Pflege vorausgesetzt.

Ich bin nicht unbedingt der größte Freund teurer Klassiker. Zwar begeistern mich teuren Fahrzeuge auch,

interessanter finde ich jedoch „Alltagsautos“ da diese in der Regel über die Zeit weitgehend verschwunden sind. Die Anekdoten welche man mitbekommt wenn Leute die diese Autos früher gefahren haben darüber erzählen sind legendär!


Insgesamt ist der „Fahrzeugpark“ eher Lada lastig.

Denn im Alltag fahre ich ebenfalls Lada…

…und zwar einen Lada Taiga / 4×4 (kann man sich aussuchen) mit der Modellnummer 21214 – neu gekauft im Jahr 2015.

Zu machen gibt es hier auch immer mal wieder was. Im Bild oben z.B. musste der Achsschenkel samt Feder raus, da sich die untere Federauflage (das Teil was in der blauen Wanne liegt) sowie das Verbaute einstellbare Radlager im Achsschenkel in keinem guten Zustand mehr befand…

…es ist einfach unglaublich befriedigend, wenn man anfallende Probleme mit relativ einfachen Mitteln in Eigenleistung wieder zum fahren bekommt.

Da ich kein Profi bin, weise ich ausdrücklich darauf hin, dass auf der Webseite gezeigte Tätigkeiten und Berichte keinerlei Recht auf Richtigkeit oder Vollständigkeit erheben,

und das gezeigte im Zweifel keinesfalls zur Nachahmung empfohlen sei!