Der Oldtimer für die Werkstatt

In den 90er Jahren durfte ich erstmals berufsbedingt mit einem Werkzeugkasten arbeiten. Damals war das ein schon etwas betagter Assistent von Hazet. Im Laufe der Zeit danach hatte ich diverse andere Werkzeugkästen, vorzugweise mit Schubladen welche jedoch -für meinen Geschmack- nie so praktisch waren wie dieser Hazet Assistent.

Bisher nutzte ich den „kleineren Bruder“, einen Hazet Assistent 160. Da bei Arbeiten am Shiguli die Werkzeugklauberei damit zunehmend in wühlen und suchen ausartet habe ich nun einen günstigen gebrauchten Hazet Assistent 162N erstanden. In Erinnerungen an früher schwelgend freute ich mich den „großen Bruder“ bei Zeiten zu befüllen, und damit eine neue Stufe im Schrauberhimmel erklimmen zu können…

…Aber so einfach ist das dann doch nicht.

Ausgepackt und ausgeklappt stand der Wagen aus den Anfängen der 80er Jahre da wie ein Bruder der, naja eher recht betrunken zu sein scheint… Bei Berührung wankt der Neuerwerb wie ein Segel im Wind. Aber warum?


Das Problem: Die beiden Säulen.

Die Fächer des Werkzeugwagens lassen sich über die beiden Säulen geführt nach unten auf die unterste Wanne absenken. Danach können die beiden Säulen über Drehscharniere umgelegt werden, damit der Wagen z.B. unter einer Werkbank oder im Werkstattauto besser verstaut werden kann.

Über die Jahre haben die Verpressungen welche die Säulenrohre an den Drehscharnieren festhalten sollen stark gelitten.

Mit vielen Millimeter Spiel in den Pressungen von Rohr zu Scharnier wankt so der hochgezogene Fächerturm stark hin- und her. Nicht auszudenken wie sich das verhält wenn man da noch einige kg an Werkzeug reinpackt.

Die erste Idee war, die Verpressungen auf der Hydraulikpresse nachzusetzten.

Als Unterlage diente ein Prisma, die Presspitze war die Hammer-finne eines Hammers.

Mit etwa 5t Pressdruck liesen sich die vorhandenen Pressungen gut nachsetzen. Fest wurde das ganze jedoch trotzdem nicht – wahrscheinlich weil immer nur eine und nicht alle vier Pressungen zur gleichen Zeit gedrückt werden konnten.

Also dann doch die „unschönere“ Variante: Schweißen.

Nach einbringen von zwei tieferen Kerben mit dem Winkel-schleifer habe diese per MAG Schweißen wieder aufgefüllt und danach rund verschliffen.

So wurden die Rohre dann wieder richtig fest.

Nach entfernen der mit Schraubensicherung gesicherten Schraube findet sich die „Tischverriegelung“, ein kleiner Bolzen welcher bei festschrauben des Handknaufes in die Gegenbohrung gedrückt wird und so verhindert das die ausgestellte Säule umknicken kann.

Ein ziemlich einfaches aber wirklich raffiniert gutes System das sich Hazet dafür überlegt hat!

Nachdem die Scharniere wieder frisch gefettet zusammengebaut sind fällt die Reparatur-schweißung der Säulen am Wagen nicht wirklich optisch ins Gewicht. Zudem wird sich später in Höhe des Scharniers auch noch ein Fach befinden.

Ich würde meinen: Reparatur geglückt.

Wo nun eh schon der komplette Werkzeugwagen in Teilen liegt, kann man dann gleich mal alles gründlich reinigen, wobei die Fächer im Urzustand schon relativ sauber waren.

Die beiden leicht angerosteten Ketten welche die Fächer tragen könnte man neu machen, aber ich finde zum angenehmen Gesamteindruck gehören die so wie sie sind wieder an den Werkzeugkasten.

Nach der Reinigung vom Staub und Schmutz der vergangenen Zeit kann es nicht schaden nun auch den Schriftzug wieder nachfärben.

Beim aufbereiten der beiden Handgriffe für die Tischverriegelung wurde es dann nochmal interessant.

Die Bohrungen am oberen Ende der beiden Griffe waren etwa zur Hälfte voll mit undefinierbaren feinem Staub.

Nach gründlichem ausblasen steckte in einem der beiden Griffe jedoch etwas…

…ein kleiner Gruß aus der Vergangenheit. Da das Blättchen beim auffalten schon fast auseinander fallen wollte, nehme ich an dass es schon relativ lange in dem Griff gesteckt hat. Das Häufchen Staub befand sich unter dem Blättchen.

Final wieder alles montiert gefällt mir das Ergebniss sehr gut. Einzig die Räder sollte ich nochmal besser reinigen.

Der Werkzeugwagen ist nun funktionell im Neuzustand, die Fächer sind sauber und können belegt werden. Die beiden Säulen sind absolut fest – er steht jetzt wieder wie am ersten Tag! Die Patina, also Spuren wie z.B. Kratzer usw. sind jedoch noch vorhanden. Das soll auch so bleiben, da man ruhig sehen kann dass er schon etwas erlebt hat. Einzig das Oberdeck habe ich schwarz nachlackiert um wieder einen kräftigen Kontrast zum blau der Fächer zu bekommen.

Und zum guten Schluß natürlich noch befüllt – das ist jetzt richtig übersichtlich. Ehrlicherweise muß ich zugeben: Es sieht und fühlt sich fast so an wie früher.


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